Schwangerschaft und Thrombose


Jährlich wird bei etwa 2000 Frauen in Deutschland im Zuge der Schwangerschaft und der Wochenbettphase auf Grund erkennbarer Symptome eine Thrombose festgestellt. Allerdings liegt die Dunkelziffer vermutlich weit höher da mehr als die Hälfte der Thrombosen wegen untypischer Symptome nicht erkannt werden und eine mitunter Lebensrettende Therapie unterbleibt.

Seit mehr als 30 Jahren wird die mütterliche Todesstatistik in den westeuropäischen Ländern von tödlich verlaufenden Thrombosen gefolgt von schweren Blutungen angeführt. So versterben jährlich durchschnittlich 15 Frauen in Folge einer Thrombose während der Schwangerschaft oder im Wochenbett. Obgleich die Problematik des etwa 8 Fach erhöhten Thromboserisikos in der Schwangerschaft und 60 Fach in der Wochenbettphase allgemein bekannt ist und zudem erhebliche Fortschritte bei der Verhinderung thrombotischer Ereignisse gemacht wurden, ist die Zahl thrombembolischer Komplikationen in den vergangenen 20 Jahren sogar gestiegen.

Auf Grund hormoneller Umstellungen und verschiedenen Besonderheiten im Bereich des Mutterkuchens entwickelt sich im Verlauf der normalen Schwangerschaft eine deutlich gesteigerte Gerinnungsaktivierung mit bis zu 3 Fach erhöhten Konzentrationen fast aller Gerinnungsfaktoren im Blut. Damit verbunden ist im Allgemeinen eine global verminderte Blutungsneigung, die insbesondere für den Zeitraum der Entbindung einem größeren Blutverlust entgegen wirkt. Gleichzeitig steigt aber auch das Risiko für thrombotische Ereignisse in der Schwangerschaft und Wochenbettphase. Eine Normalisierung der Gerinnungsaktivierung und Gerinnungsfaktor-Konzentration findet im Wochenbett nur allmählich statt und kann mehrere Wochen bis Monate im Anschluss an eine Entbindung noch nachgewiesen werden. Von besonderer Bedeutung kann das Ausmaß der Gerinnungsaktivierung bei Schwangeren mit erhöhtem Thrombose- oder Blutungs-Risiko zum Beispiel in Gegenwart erblicher oder erworbener Gerinnungsstörungen sein. Dies umsomehr wenn bereits zu einem früheren Zeitpunkt eine auffällig Blutungsneigung bestand oder Thrombosen / Lungenembolien aufgetreten sind.

In Gegenwart zusätzlicher Risikofaktoren für eine Thrombose wie beispielsweise ein hohes Körpergewicht (BMI > 29,0 Kg/m²), Immobilität (Bettruhe, eingeschränkte Begweglichkeit), chronischen oder zeitlich begrenzten Krankheiten (z.B. Schwangerschaftserbrechen), mütterliches Alter > 40 Jahre, u.a. ist die Gefahr einer Thromboseentwicklung in der Schwangerschaft erheblich größer. Die Ausbildung dieses Gerinnungs aktiven Zustandes kann allerdings auch bei Frauen mit bekannter Blutungsneigung und Gerinnungsstörungen beispielsweise Thrombozyten Funktionsstörungen (z.B. v. Willebrand-Jürgens-Syndrom, ITP, u.a.) oder Gerinnungsfaktoren Mangel Zuständen (z.B. Hämophilen) verzögert einsetzen oder sogar verhindert sein. Inwieweit dadurch ein erhöhtes Blutungsrisio im Verlauf der Schwangerschaft, der Geburt und insbesondere während der frühen Wochenbettphase resultiert ist individuell zu klären.

Eine Gerinnungsdiagnostik ist unter folgenden Bedienungen sinnvoll:

  1. Zurückliegende Thrombose vor oder während der Schwangerschaft, Herzklappenersatz.
  2. Bekannte erbliche oder erworbene Gerinnungsstörungen (Thrombozyten Funktionsstörungen, Gerinnungsfaktor Mangel).
  3. Bei unklaren Neigung zu Blutungsereignisse wie beispielsweise Blutergussbildung , Schleimhaublutung, Haut Einblutung, verstärkte Menstruation, schwere Blutungsereignisse nach operativen Eingriffen).
  4. Während gerinnungshemmender Behandlung mit Heparin /Aspirin insbesondere bei Kombinationsbehandlungen wegen mehrfach Indikationen, individuell.
  5. Hohes Basisrisiko für eine Thromboseentwicklung (BMI > 29,0 Kg/m², Immobilität, chronische Krankheiten, mütterliches Alter > 40 Jahre), Gerinnungsstörungen ,Thrombose oder Blutungsneigung bei Angehörigen 1 Grades

Wann sollte eine Abklärung erfolgen?

  • Idealerweise sollte unter diesen Gegebenheiten vor Beginn der Schwangerschaft eine Risikoeinschätzung und Beurteilung der Behandlungsnotwendigkeit angestrebt werden.

Verlaufskontrollen

  • Diese Gerinnungsuntersuchungen müssen je nach Art der Gerinnungsstörung, begleitenden gerinnungshemmenden Maßnahmen individuell für die Schwangere beschlossen werden, wobei der besonders Risikobehaftete Zeitraum nach der Geburt (Wochenbett) zwischen 6 und 12 Wochen liegt.


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